Wie entwickeln sich die Löhne und Gehälter? Wie viele Stunden müssen Beschäftigte pro Woche arbeiten? Welche Urlaubsregelungen gelten? Wer kontrolliert, was die Beschäftigten leisten? Fragen wie diese sind für Management und Beschäftigte eines Unternehmens gleichermaßen entscheidend. Unter welchen Bedingungen Arbeit stattfindet, wird in Deutschland durch Gesetze und individuelle Abmachungen zwischen Betrieb und Beschäftigten festgelegt, aber auch durch kollektive (gemeinschaftliche) Regelungen in Form von Tarifverträgen und betrieblichen Vereinbarungen.
Alles geregelt also? Keineswegs – erst recht nicht in der dynamischen Welt von heute. Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung oder die ökologische Transformation der Industrie bringen immer neue Chancen und Herausforderungen für Betriebe und Beschäftigte – beim Einsatz innovativer Technologien, bei der Neueinführung oder beim Umbau von Prozessen und Geschäftsmodellen, bei der Aus- und Verlagerung von Arbeitsplätzen in globalen Wertschöpfungsketten.
Und das hat oft erhebliche Folgen für die Arbeitsbedingungen – etwa, wenn es um Beschäftigungssicherung geht, um notwendige Qualifizierungen, flexiblere Arbeitszeiten, neue Arbeitsformen oder die Personalplanung. Alles Themen, die auch für Betriebsräte als Interessenvertreter der Beschäftigten zentrale Zukunftsfragen darstellen – und damit für die betriebliche Mitbestimmung entscheidend sind.
Wie ein Transformationsprozess abläuft, hängt vom Miteinander der Akteure in einem Unternehmen ab. Wann er Raum für mehr Partizipation (betriebliche Mitbestimmung) öffnet und wann aus ihm eine Arena wird, in der Betriebsräte und Geschäftsführungen konfliktpartnerschaftlich um Lösungen ringen, zeigt Ihnen eine Auswertung aktueller Forschungsergebnisse.
Doch welches Gewicht haben Betriebsräte heute eigentlich noch in Deutschland? Nur in jedem zehnten Betrieb gibt es sie noch, ein historischer Tiefpunkt. Allerdings zeigen sich erhebliche Unterschiede, blickt man auf die Firmengröße: Insbesondere größere Betriebe haben vergleichsweise oft einen Betriebsrat . Und so kommt es, dass immer noch ein hoher Anteil der Beschäftigten in Deutschland in Betrieben mit Betriebsräten tätig ist. Betriebsräte zählen daher nach wie vor zu den zentralen Institutionen der deutschen Arbeitswelt.
Seit einiger Zeit spielen sogenannte betriebliche Bündnisse bundesweit eine immer wichtigere Rolle. Diese werden zumeist in Unternehmen, die in schwieriger Lage sind, zwischen den Betriebsparteien verhandelt – also von Management und Mitarbeitendenvertretung. Typischerweise werden dabei Flexibilisierungs- oder Kostensenkungsmaßnahmen mit Zusagen zur Beschäftigungssicherung verbunden. Die Betriebsräte haben damit zusätzliche Verantwortung übernommen – die sie verstärkt mit den Belegschaften teilen.
Neue Herausforderungen, aber auch neue Perspektiven entstehen für Betriebsräte und die Mitbestimmung durch den digitalen Wandel: Wenn es etwa um agiles oder mobiles Arbeiten geht oder um den Beschäftigtendatenschutz beim Einsatz digitaler Technologien, können Interessenvertretungen der Mitarbeitenden lösungsorientiert Aufgaben übernehmen.
Und so, wie sich die Arbeitswelt verändert, müssen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, die für die Mitbestimmung maßgeblich sind, mit der Zeit gehen – und zwar mit Blick auf vorübergehende Phasen wie die Corona-Pandemie ebenso wie angesichts dauerhafter Entwicklungen wie beispielsweise dem Zusammenwachsen Europas.