Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein Ziel, das für die gesamte Gesellschaft wichtig ist: Besonders natürlich für Mütter und Väter, die sich Erwerbstätigkeit und Aufgaben in der Familie heute meist partnerschaftlich aufteilen möchten. Hinzu kommen immer mehr Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen. Die Bedeutung von Vereinbarkeit ist darüber hinaus eine gesamtgesellschaftliche: Der Wunsch von immer mehr Eltern nach doppelter Erwerbstätigkeit festigt die Familien wirtschaftlich, reduziert das Armutsrisiko und führt dazu, dass wir als Gesellschaft im demografischen Wandel das Arbeitskräfteangebot und die Finanzierung der Sozialversicherungen besser stabilisieren können. Vereinbarkeit ist zudem eine normative Frage. Denn der Wunsch nach doppelter Erwerbstätigkeit entspricht dem Ziel der im Grundgesetz verankerten Geschlechtergleichstellung.
Claudia Cyriacks-Schmitt, Prokuristin beim Softwareentwickler ise, berichtet aus der Praxis, wie flexible Arbeitszeiten helfen, Beschäftigte zu binden und individuelle Lösungen zu finden: ob es um einen Pflegefall geht oder das Kind krank ist.
Auch aus Sicht der Unternehmen lohnt es sich, in Vereinbarkeit zu investieren: So können sie vor allem Mütter als oft gut qualifizierte Fachkräfte gewinnen und sie ebenso wie Väter an den Betrieb binden. Dasselbe gilt für Beschäftigte, die Angehörige pflegen – angesichts des demografischen Wandels wird ihre Zahl weiter steigen. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, familienbewusste Rahmenbedingungen und Angebote auszubauen. Das zahlt sich unmittelbar aus: Familienfreundliche Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber berichten von höherer Motivation und Leistungsfähigkeit.
Zielgruppen der Angebote zur Vereinbarkeit sind heute längst nicht mehr nur Mütter mit kleinen Kindern: Alle Beschäftigten sollen in den verschiedenen Lebensphasen die Zeit für Erwerbsarbeit und Familie möglichst nach ihrem Bedarf gestalten können. Deshalb sollten Müttern und Vätern sowie pflegenden Angehörigen familienfreundliche Angebote zur Verfügung stehen, die den Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit unterstützen.
Die Vereinbarkeitsprobleme aller Zielgruppen sind vor allem Zeitprobleme. Deshalb sind die familienfreundlichen Angebote der Unternehmen mehrheitlich familienfreundliche Arbeitszeitmodelle – neben mobilem Arbeiten und der Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Viele Beschäftigte wünschen sich allerdings noch mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten.
Die Arbeitszeiten können noch so flexibel sein: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniert erst durch eine ausreichende staatliche Betreuungsinfrastruktur. Die Corona-Pandemie hat dies deutlich gezeigt. Aber auch das Bewusstsein in den Unternehmen, dass mobiles Arbeiten und eine gute digitale Infrastruktur auch in ihrem Sinne sind, ist durch die Krise größer geworden – eine gute Ausgangsbasis für eine aktivere Kommunikation zwischen Beschäftigten und Unternehmen darüber, welche flexiblen Angebote zur Familienfreundlichkeit den Bedürfnissen der Beschäftigten, aber auch den betrieblichen Anforderungen gerecht werden.