Familienfreundliche Angebote für Beschäftigte müssen in eine entsprechende Unternehmenskultur eingebettet sein. Was dazu gehört und welche Kulturtypen es gibt, sehen Sie in unserem Überblick.
Die Unternehmenskultur ist die Grundlage dafür, dass Beschäftigte den Wunsch realisieren können, Familie und Beruf zu vereinbaren. Eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat aus einer Befragung von Unternehmen und Beschäftigten abgeleitet, was es für eine familienfreundliche Unternehmenskultur braucht und welche Kulturtypen sich in Unternehmen beobachten lassen.
Was gehört zur familienfreundlichen Unternehmenskultur?
Vier Elemente prägen eine familienfreundliche Unternehmenskultur:
Passgenauigkeit der Maßnahmen:
Grundlage für eine familienfreundliche Unternehmenskultur sind passgenaue Maßnahmen, die den Wünschen und Bedürfnissen der Beschäftigten in unterschiedlichen Lebensphasen und -lagen entsprechen.
Rolle der Führungskräfte als Gestalter und Vorbilder:
Das Verhalten und die Einstellungen der Führungskräfte prägen maßgeblich, wie Vereinbarkeit im Betrieb tatsächlich gelebt wird.
Transparenz, Kommunikation und Kooperation:
Eine angemessene sowie zielgruppengerechte Ansprache der Beschäftigten sowie eine breite und aktive Kommunikation über die vom Unternehmen angebotenen Maßnahmen beeinflussen eine familienfreundliche Unternehmenskultur wesentlich.
Verbindlichkeit und Regeln:
Leitbilder, Betriebsvereinbarungen und andere verbindliche Regelungen können Beschäftigten Sicherheit geben, ob und wie sie angebotene Maßnahmen nutzen können.
Welche Unterschiede in der Familienfreundlichkeit gibt es?
Kulturtypen: Worin sich die familienfreundliche Kultur in den Unternehmen unterscheidet
Kennzeichen
- Vereinbarkeit ist Teil des Unternehmensalltags und der -philosophie.
- Die Inanspruchnahme von Vereinbarkeitsangeboten wird aktiv gefördert und von Beschäftigten eingefordert.
- Beschäftigte können frei aus einem breiten Maßnahmenangebot auswählen und werden von ihren Vorgesetzten unterstützt, Familie und Beruf zu vereinbaren.
- Die Unternehmensleitung kommuniziert offen, schult Führungskräfte und verankert Vereinbarkeit fest im Unternehmen.
Unternehmen dieses Typus sind …
- relativ häufig etablierte (Gründung vor mehr als 30 Jahren) und größere (mehr als 500 Beschäftigte) Unternehmen.
- am stärksten in den Bereichen Digitalwirtschaft und Finanzdienstleistungen sowie im öffentlichen Dienst vertreten.
- beim Anteil von männlichen und weiblichen Beschäftigten relativ ausgeglichen, sowohl in der Belegschaft als auch in Führungspositionen
Kennzeichen
- Familienfreundliche Kultur wird gepflegt, ohne besonders hervorzustechen.
- Vereinbarkeitsangebote gibt es, werden aber nicht aktiv gefördert.
- Die Nutzung der Angebote führt nicht zu Nachteilen für Beschäftigte.
Unternehmen dieses Typus sind …
- Unternehmen unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Gründungsjahres
- in unterschiedlichen Branchen relativ gleichmäßig vertreten
- Betriebe mit relativ hohem Anteil weiblicher Beschäftigter, auch in den Führungspositionen
Kennzeichen
- Familienfreundlichkeit ist kein zentraler Bestandteil der Kultur.
- Die Nutzung von Vereinbarkeitsangeboten ist teilweise möglich, könnte sich für manche Beschäftigte im weiteren Karriereverlauf allerdings negativ auswirken.
- Teilweise erschweren die unternehmerischen Rahmenbedingungen die Nutzung der Angebote.
Unternehmen dieses Typus sind …
- tendenziell kleinere und jüngere Unternehmen
- in Branchen mit hohem Anteil manueller Tätigkeiten und tendenziell geringem Frauenanteil aktiv, z. B. Land- und Forstwirtschaft, Baugewerbe, Kfz-Reparatur, Verkehr, Gastgewerbe.
- Unternehmen mit eher niedrigem Anteil weiblicher Beschäftigter, sowohl unter den Beschäftigten als auch den Führungskräften