Immer mehr Digitaltechnologien halten Einzug in die Gesundheitsbranche. Sie verändern auch die Art und Weise, wie beruflich Pflegende arbeiten. Damit einher geht die Hoffnung, dass die Digitalisierung helfen kann, die zahlreichen Herausforderungen abzumildern, mit denen die berufliche Pflege in Deutschland seit Längerem konfrontiert ist.
Zuletzt wurden die Probleme des beruflichen Pflegesektors der breiten Öffentlichkeit in der Corona-Pandemie vor Augen geführt. Zu diesen Problemen zählen vor allem der Fachkräftemangel (Bundesagentur für Arbeit 2021), die hohen psychischen und physischen Arbeitsbelastungen (BAuA 2020) sowie die mangelnde gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung der Arbeit von Pflegefach- und Pflegehelferberufen (Schildmann & Voß 2018).
Inwieweit kann die Digitalisierung tatsächlich dazu beitragen, die Probleme des Pflegesektors in Deutschland zu lösen? Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig zu wissen, was man unter Digitalisierung im Bereich der Pflege versteht und wie weit verbreitet der Einsatz von Digitaltechnologien in der beruflichen Pflege ist. Dabei zeigt sich, dass die Digitalisierung die berufliche Pflege in ganz unterschiedlichen Anwendungsfeldern durchdringt, die konkrete Verbreitung einzelner Technologien aber von verschiedenen Einflussfaktoren abhängt.
So verschieden die Anwendungsfelder digitaler Technologien sind, so vielfältig gestalten sich auch die mit ihnen verknüpften Folgen für die Beschäftigten sowie die Organisation von Arbeit und Prozessen. Pauschale Antworten zu den Auswirkungen der Digitalisierung gibt es also nicht. Vielmehr zeichnet sich ein ambivalentes Bild mit verschiedenen Vor- und Nachteilen ab.
Welche Stellschrauben sind nötig, um die berufliche Pflege in Deutschland aufzuwerten und attraktiver zu gestalten? Ausführliche Antworten auf diese Frage gibt der Rat der Arbeitswelt im Kapitel „Im Fokus: Berufliche Pflege“ des Arbeitswelt-Berichts 2021.
Obwohl viele Pflegekräfte dem Einsatz digitaler Technologien aufgeschlossen gegenüberstehen, geht ein Großteil der Beschäftigten nicht davon aus, dass die Digitalisierung den Fachkräftemangel in der Pflege beseitigen kann (Rösler et al. 2018, S. 17). Das liegt neben möglichen neuen Belastungen, die durch die Digitalisierung für Pflegekräfte entstehen können, vor allem daran, dass Digitaltechnologien derzeit in erster Linie eine unterstützende Rolle im Hinblick auf Verwaltung, Logistik und Arbeitsorganisation in der beruflichen Pflege einnehmen. Der eigentliche Kern der pflegerischen Arbeit – die direkte Interaktion mit pflegebedürftigen Menschen – wird durch den Einsatz digitaler Technologien bisher wenig berührt. Auch wenn die Digitalisierung eine größer werdende Rolle im Arbeitsalltag von beruflich Pflegenden einnimmt, sind digitale Technologien deshalb kein Allheilmittel, um den Fachkräftemangel in der Pflege und die damit verbundenen Probleme zu lösen.