38 % der weltweiten CO2-Emissionen gehen laut einem UNO-Bericht auf Gebäude zurück. Neben der Herstellung hat die Gebäudenutzung einen Anteil daran. Berufe wie die des Handwerks für Sanitär, Heizung und Klima sind deshalb entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel.
Neue Technologien, angetrieben durch Energiewende und Digitalisierung, verändern den Berufsalltag von Heizungs- und Sanitärtechniker/innen rasant.
Jan Loppow (61) steht kurz vor der Übergabe seines Hamburger Betriebs für Heizungstechnik an seinen Sohn Finn Loppow (28). In unserem Doppelporträt sprechen die beiden über die Auswirkungen der technologischen Transformation auf ihren Beruf.
Arbeitsalltag & Wandel
Als gelernter Rohrinstallateur habe ich mich nach dem Studium und einigen Berufsjahren als Ingenieur für Versorgungstechnik 1989 entschieden, in den väterlichen Betrieb für Heizungstechnik einzusteigen. Neben der Geschäftsführung habe ich Heizungsanlagen installiert und gewartet. Damals haben wir vor allem Niedertemperaturkessel eingebaut, während in den 90er-Jahren die wesentlich energieeffizientere Brennwerttechnik für Gas- und Ölanlagen als Innovation dazu kam. Auch das Arbeiten am Computer habe ich neu eingeführt, der die Schreibmaschine abgelöst hat. Mit dem Wachsen des Betriebs habe ich mich immer stärker um die Kundenakquise gekümmert. Ab 2010 wurde das Thema erneuerbare Energien immer wichtiger. Da gab es die ersten Solarförderungsprogramme, so dass wir viele Solaranlagen zusätzlich zu den Heizungsanlagen gebaut haben. In diesem Jahrtausend kamen beim Thema Klimaschutz die Wärmepumpen dazu.
Kompetenzen
Für die neuen Technologien habe ich mich durch Schulungen und Vorträge unserer Innung und Herstellerschulungen weitergebildet. Ein halbes Jahr habe ich mich zum Beispiel in Abendschulungen zur Fachkraft für Erneuerbare Energien fortgebildet. Weiterbildung ist absolut notwendig, um die neuen Technologien effizient einzusetzen. Und wir entwickeln uns über unseren Nachwuchs weiter, der Kompetenzen für die neuen Bereichen mitbringt.
Zukunft
Mit meinem Sohn bereite ich die Firma auf die kommenden Aufgaben vor. Anlagen, die fossile Brennstoffe verbrauchen, werden bald Geschichte sein. Stattdessen konzentrieren wir uns auf Wärmepumpen und elektrisch betriebene Systeme. Als ich den Beruf 1978 gelernt habe, hätte ich nicht gedacht, dass die Technik sich durch Digitalisierung und Klimaschutz so enorm wandeln würde. Wir haben einen sehr innovativen Beruf, der die Klimawende voranbringt. Ich hoffe, dass der gesellschaftliche Stellenwert unseres Berufes in Zukunft stärker wahrgenommen wird.
Arbeitsalltag & Wandel
Als Meister für Zentralheizungs- und Lüftungsbau leite ich die Heizungsabteilung und beschäftige mich mit den neuen Techniken: Erneuerbare Energien, Wärmepumpen, Solaranlagen. Als ich 2016 meine Ausbildung zum Anlagenmechaniker begonnen habe, war das Bewusstsein für regenerative Energien noch nicht ganz so ausgeprägt. Erst in den letzten Jahren ist in der Kundenpolitik deutlich geworden, dass der Klimawandel die Richtung bestimmt. Das betrifft auch die Stromerzeugung, die neu in unserem Beruf ist: Zum Beispiel installieren wir Solarzellen inzwischen auch für die reine Stromerzeugung. Und meine Arbeit ist sehr digital: Abgesehen von Baustellenbesuchen läuft alles am Rechner – auch viele digitale Steuerungsprozesse der Heizungsanlagen. Inzwischen können die Anlagen sogar selbstständig Störungen an uns melden.
Kompetenzen
Digitale Kompetenzen werden immer wichtiger. Das betrifft auch die Belegschaft, die mit Tablets bei den Kunden arbeitet. Manche würden lieber weiter mit Zettel und Stift losziehen, da müssen wir sehen, wie wir alle mitnehmen. Soziale Kompetenzen sind deshalb immer stärker gefragt. Generell wandeln sich die Anlagen und Technologien so schnell, dass ich immer dranbleiben muss. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen darüber, wie die Technologien funktionieren und was mit ihnen alles möglich ist, hilft mir hier oft weiter.
Zukunft
Ich glaube, der Wandel ist noch lange nicht abgeschlossen. Die Digitalisierung geht weiter, die Energiewende und der technologische Fortschritt auch. Wir müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb immer weiter schulen. Die Anforderungen an den Beruf wachsen, das Thema Digitalisierung ist aber in der Ausbildung noch nicht gut genug verankert, um optimal auf den Berufsalltag vorzubereiten. Wir haben mit unseren Auszubildenden zurzeit Glück. Aber generell hat das Handwerk sehr mit dem Ruf als Notlösung gegenüber dem Studium zu kämpfen.
Der Beruf der/des Anlagenmechanikerin/s ist aus den Berufen der Heizungs- und Sanitärtechnik zusammengewachsen. Im Arbeitsalltag geht es um die Planung und Gestaltung von Bädern sowie die Installation, Inbetriebnahme und Wartung energiesparender Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen. In der Ausbildung stehen regenerative Energien, Sanitärtechnik und Heizungstechnik als Schwerpunkt zur Wahl.
Quelle: Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima; eigene Recherchen