Teilweise. Der digitale Wandel ist sehr vielfältig. Das führt zu einem unterschiedlichen Verbreitungsgrad verschiedener digitaler Tools zwischen den Betrieben. Fakt ist: Mehr als die Hälfte aller deutschen Betriebe nutzt oder plant die Nutzung moderner digitaler Technologien (lesen Sie mehr in unserem Beitrag: Wie digitale Technologien unsere Arbeitswelt prägen). Insbesondere die Corona-Pandemie hat zu einem Digitalisierungsschub geführt. Dabei fällt auf, dass sowohl die Verbreitung als auch die pandemiebedingten Beschleunigungstendenzen in großen Betrieben deutlich ausgeprägter sind. Auch branchenübergreifend gibt es große Unterschiede. Der Einsatz von Robotern, der in Deutschland im weltweiten Vergleich sehr fortgeschritten ist, konzentriert sich überwiegend auf das verarbeitende Gewerbe und auf einige wenige Betriebe. Künstliche Intelligenz gehört gegenwärtig noch seltener zum Arbeitsalltag (erfahren Sie mehr darüber in unserem Beitrag Künstliche Intelligenz – Oft im Gespräch, selten im Einsatz). Untersuchungen zeigen aber, dass das Potenzial von vernetzten und eigenständig dazulernenden Technologien erkannt wurde und demnach auch vermehrt Beschäftigte gesucht werden, bei denen KI -Kenntnisse vorhanden sind (Demary et al., 2022).
Nein. Die Fortschritte bei der Digitalisierung führen zwar dazu, dass immer mehr Tätigkeiten durch technologische Neuerungen übernommen werden können. Einer neuen Studie zufolge ist daher ein Viertel der deutschen Bevölkerung über die Automatisierung des eigenen Arbeitsplatzes besorgt (Arntz et al., 2022). Bisherige empirische Untersuchungen lassen so eine Bewertung allerdings nicht zu. Zwar ist der Strukturwandel deutlich sichtbar, jedoch geht dieser ohne Arbeitsplatzverluste in der Breite des Arbeitsmarktes einher (z.B. Dauth et al., 2019). Weitere Auswertungen zeigen vielmehr, dass Betriebe, die technologische Neuerungen nicht adaptieren, Beschäftigung abbauen (z.B. Aghion et al., 2020). Gleichwohl wirkt sich die Digitalisierung unterschiedlich auf die einzelnen Branchen und Berufe aus. Teilweise sind die Folgewirkungen auch innerhalb eines Feldes gegensätzlich. Prognosen gehen beispielsweise im Bereich der sozialen und personenbezogenen Dienstleistungen von einem technikbasierten Arbeitsplatzrückgang im Handel aus, während in den Feldern Gesundheit und Pharma gleichzeitig die Nachfrage an Arbeitskräften steigt (HBS 2019; WiFOR 2016).
Ja. Dass die zunehmende Nutzung von digitalen Werkzeugen die Art der Arbeit verändern und Berufe wandeln kann, ist bereits heute gut belegt – das macht unsere Themenseite Berufe im Wandel anhand unterschiedlicher Beispiele sichtbar (siehe auch unser Beitrag: Digitalisierung soll Sozialarbeit bei Entscheidungsfindung helfen). Da ein Beruf sich in der Regel aus der Summe vieler unterschiedlicher Tätigkeiten zusammensetzt, können Beschäftigte sich auf nicht digitalisierbare Aufgaben konzentrieren. Darüber hinaus können technische Innovationen neue Tätigkeitsfelder erschließen und dadurch Service und Qualität der Arbeit erhöhen. Auf die gleiche Weise erhöht die Digitalisierung die Flexibilität des Arbeitsortes. Das Homeoffice hat sich während der Pandemie bewährt und ist in Zukunft aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken, wenngleich viele Beschäftigte dem Büro einen hohen Stellenwert zumessen. Das zeigt auch unsere Data Story: Warum und wie der Betrieb als sozialer Ort zurückkommt.
Unklar. Mehr Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt sind grundsätzlich auf zwei Ebenen denkbar: Einerseits können Unternehmen sich bei Ausmaß und Geschwindigkeit der Einführung digitaler Technologien auseinanderentwickeln. Erfolgreiche Unternehmen können als Folge dieser Entwicklung durch bessere Produkte oder geringere Kosten Wettbewerbsvorteile verbuchen, während die Verlierer um ihr Geschäftsmodell bangen müssen. Andererseits kann sich die Digitalisierung unterschiedlich auf die Beschäftigten auswirken, wenn der Zugang zur Bildung und Anwendung digitaler Kompetenzen begrenzt ist. Dadurch könnten Ungleichheiten verstärkt werden. So zeigen Studien, dass Vorreiter des digitalen Wandels beispielsweise höhere Löhne zahlen als Unternehmen, die weniger in Technologien investieren. Gleichzeitig scheinen Höherqualifizierte mit komplexen Tätigkeiten in den letzten Jahren stärkere Lohnerhöhungen zu verzeichnen als Beschäftigte in Jobs mit geringeren Anforderungen (Genz und Schnabel, 2021). Diese Entwicklung ist jedoch keine Gesetzmäßigkeit. Es liegt an der Politik und Sozialpartnern, einer möglichen Polarisierung entgegenzuwirken.
Teilweise. Digital vernetzte Systeme bergen das Potenzial, durch den Einsatz smarter Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz leisten zu können (konkrete Beispiele finden Sie bei Brüggemann 2021, S. 2). Auch für kleinere und mittlere Unternehmen kann sich die Einführung künstlich intelligenter Systeme lohnen: So kann KI die effizientere Verwendung von Material, Energie und Wasser und somit geringere Emission von Treibhausgasen unterstützen. Gleichzeitig ist die Nutzung digitaler Infrastruktur sehr energieintensiv und muss zukünftig ressourcenschonender betrieben werden. Dafür hat unter anderem das Bundesumweltministerium ein Fünf-Punkte-Programm entwickelt, das diese und weitere Aspekte berücksichtigt und gezielt fördert.