Weniger als 1 Prozent der Beschäftigten befassen sich in ihrer Arbeitszeit mit Künstlicher Intelligenz, und 6 Prozent aller Unternehmen setzen KI bisher für Produkte, Dienstleistungen oder interne Prozesse ein (BMWi, 2020). Dennoch ist der Begriff in aller Munde. Der vielfältige Einsatz von KI – ob als Assistenz beim Durchforsten von Dokumenten oder als unterstützender Roboter bei schweren körperlichen Tätigkeiten – macht sie allerdings für viele schwer greifbar.
Die stetige Verbesserung von KI und die Fortschritte beim maschinellen Lernen (ML) prägen im Zusammenspiel mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Daten den technologischen Wandel von morgen. Dort, wo sie bereits heute zum Einsatz kommt, werden interne Prozesse optimiert, Produkte verbessert und neue Dienstleistungen angeboten. Mittelständische Betriebe, die erste Erfahrungen mit KI sammeln und mit ihrer Anwendung bei internen Prozessen experimentieren, berichten insbesondere von Herausforderungen durch fehlende Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Schwierigkeiten bei der Integration in bestehende IT-Systeme. Unentschlossene Betriebe geben außerdem an, dass häufig der Mehrwert einer KI -Nutzung nicht klar ist oder der konkrete Anwendungsfall fehlt (BMWi, 2021).
Gleichzeitig deuten neuere Untersuchungen aber darauf hin, dass immer mehr Betriebe dem Einsatz von KI offen gegenüber stehen oder sogar schon planen (Bitkom, 2021; KI-Monitor 2021). Folgende drei Beispiele zeigen, wie die Nutzung aussehen kann und wie ihre Anwendung Beschäftigte bei ihrer Arbeit unterstützt und ergänzt:
Wie KI die Dokumentenanalyse erleichtern kann, zeigt ein Beispiel bei der Kreditvergabe (BMAS, 2020): In der Regel müssen Kundinnen und Kunden für die Bewerbung einer Baufinanzierung eine Reihe an Dokumenten, z.B. Gehaltsnachweise, einreichen, um Auskunft über die Kreditwürdigkeit zu geben. Die Beschäftigten einer Bank übertragen die Daten, in dem Fall das Einkommen, aus PDF-Dokumenten händisch in ihre Systeme. Hier kommt nun die KI zum Zug: Mithilfe von maschinellem Lernen können solche Informationen automatisch gefiltert und extrahiert werden. Der oder die Beschäftigte kann dadurch mehr Zeit in die Entscheidungsfindung investieren, um qualitativ bessere Ergebnisse zu erzielen.
Die Einführung eines intelligenten Chatbots kann HR-Abteilungen entlasten und die Beantwortung einfacher wiederkehrender Fragen übernehmen (BMAS, 2020). Insbesondere in großen Unternehmen sehen sich Beschäftigte im Personalwesen Fragen zu Krankmeldungen, Urlaubsplanungen oder Geschäftsreisen ausgesetzt, die sich häufig ähneln. Ein KI -gestütztes Programm kann dazu beitragen, Anfragen zu bündeln, aus ihnen lernen und rund um die Uhr standardisierte Lösungen für die Rückfragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbieten. Die freigewordenen Kapazitäten können genutzt werden, um wiederum komplexere Fragestellungen ausführlich zu diskutieren und eine intensivere, individualisierte Betreuung der Beschäftigten sicherzustellen.
Auch in der Logistikbranche kommt KI bereits in Pilotprojekten zum Einsatz (Deutscher Bundestag, 2020): So können Datenbrillen durch Augmented Reality das natürliche Sehen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützen, indem sie Staplerfahrerinnen oder Staplerfahrer durch digital eingeblendete Pfeile auf direktem Weg zum nächsten Artikel geleiten, mithilfe eines Assistenzsystems die korrekten Produktnummern schneller erkennen und vor physischen Gefahren im Lagerraum warnen. Außerdem greifen Logistikroboter im Lagerbetrieb Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Einlagerung und dem Kommissionieren sowie beim Verstauen und Heraussuchen von Waren unter die Arme und entlasten sie bei ihrer physischen Arbeit.
Zwei Praxisbeispiele aus der Wirtschaft zeigen, wie im Logistikbereich mit Augmented Reality und Robotern gearbeitet wird.
Es fällt auf, dass die Einsatzszenarien in dieser Fallsammlung eher spezifische und stark abgegrenzte Aufgabengebiete betreffen und nicht die Kombinationen mehrerer, unterschiedlicher Tätigkeiten. Da Berufsprofile normalerweise eine Kombination aus unterschiedlichen Tätigkeiten beinhalten, deuten auch empirische Befunde daraufhin, dass Aufgabenbereiche sich in Zukunft verändern werden und Beschäftigte sich an ihrem Arbeitsplatz neu organisieren müssen (OECD, 2021). Wann und in welchem Ausmaß KI fester Bestandteil des betrieblichen Alltags wird, bleibt abzuwarten. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass die Übertragbarkeit der beschriebenen Situationen auch in andere Bereiche möglich ist. So existieren weitere Anwendungsfälle bereits heute mit intelligenten digitalen Systemen in der Pflege, die sowohl der Unterstützung des Pflegepersonals als auch der Pflegebedürftigen dienen. Andere Anwendungsgebiete stellen außerdem Pilotprojekte der Schwerpunkt KI der Initiative Neue Qualität der Arbeit dar, die Betriebe bei der Implementierung unter Einbindung von Beschäftigten und Sozialpartnern unterstützen.