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Zusammen ist man weniger allein

Coworking Spaces werden immer beliebter, mittlerweile gibt es sie in Varianten für (fast) jeden Bedarf. Wir stellen Ihnen die vier Grundtypen und ihre Perspektiven vor.

  • Ob Selbständige, Freischaffende oder Angestellte: Für jede Beschäftigungsart gewinnen Coworking Spaces an Bedeutung
  • Ihre Verbreitung beschränkt sich längst nicht mehr auf den urbanen Raum, sondern auch auf dem Land und in den Peripherien steigt ihre Bedeutung
  • Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit und Offenheit gehören zu den Grundwerten des aus den USA importierten Erfolgsmodells

Coworking Spaces als alternative Arbeitsorte gewinnen für immer mehr Zielgruppen an Bedeutung. Dieser Bürotypus kann dabei von Selbstständigen, Freelancern oder abhängig Beschäftigten regelmäßig, über bestimmte Perioden oder nur punktuell genutzt werden. Dabei werden Coworking Spaces immer beliebter. Ihre Zahl hat sich laut Bundesverband Coworking Spaces allein zwischen 2018 und 2020 von 300 auf über 1.200 mehr als vervierfacht. Die Erfahrungen aus der Pandemie und die damit verbundene gestiegene Akzeptanz für mobiles Arbeiten könnten Coworking Spaces einen weiteren Schub geben.

Vier Grundtypen von Coworking Spaces 

Man kann laut einer Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (Bonin et al., 2021) zwischen vier Grundtypen von Coworking Spaces unterscheiden. Sie dienen unterschiedlichen Zielgruppen, können sich jedoch in ihren Charakteristika überschneiden.

Der klassische Coworking Space kennzeichnet sich dadurch, dass er sich tendenziell an den Grundwerten orientiert, die in den ersten Räumen im Ursprungsland USA gepflegt wurden: Zusammenarbeit, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Offenheit und Zugänglichkeit. Klassische Coworking Spaces zielen häufig auf positive Effekte in Gesellschaft und Wirtschaft ab. Sie können dabei privatwirtschaftlich, genossenschaftlich oder als Verein organisiert sein und sind am häufigsten in urbanen Ballungszentren vorzufinden. Als ursprüngliche Klientel galten primär Selbstständige, mittlerweile werden jedoch auch Tarife für einzelne abhängig Beschäftigte sowie Unternehmen angeboten.

Kommerzielle Coworking Spaces agieren hingegen mit dem Ziel, ein profitables Geschäftsmodell zu führen. Darunter finden sich häufig global agierende Ketten, die sich in städtischen Ballungszentren niederlassen und hauptsächlich Großunternehmen sowie KMU  adressieren. Die Unternehmen erhalten Gestaltungsmöglichkeiten für die angemietete Bürofläche und können Arbeitsplätze für Beschäftigte jenseits von Unternehmenssitzen anbieten. Üblicherweise können Mitglieder großer Coworking-Ketten auf alle Standorte im Netzwerk zurückgreifen.

Coworking Spaces im ländlichen Raum zielen häufig neben der Bereitstellung von Büroflächen auch auf lokale Interessen ab. Dazu können die Wiederbelebung von Ortskernen sowie die Steigerung der Standortattraktivität gehören. Sowohl Kommunen als auch private Akteure können als Betreiber auftreten. Coworking Spaces im ländlichen Raum können an lokale Unternehmen – beispielsweise Hotels oder Eventagenturen – angegliedert sein. In bestimmten Fällen zielen sie dabei auf die Verbindung von Arbeit und Freizeit bzw. Urlaub ab. So können ländliche Coworking Spaces für Ereignisse genutzt werden, die Freizeit und Arbeit verbinden. Dazu gehören „Workations“ – zusammengesetzt aus den englischen Wörtern work (Arbeit) und vacation (Urlaub) – bei denen Menschen aus einer Urlaubsumgebung Arbeit nachgehen. Gleichermaßen sind ländliche Coworking-Spaces beliebt für betriebliche Tagungen und Teamtreffen jenseits der bekannten Umgebung.

Unter Pendlerhäfen versteht man Coworking Spaces in der Peripherie von Städten, die hauptsächlich abhängig Beschäftigte auf dem Land anziehen sollen. Pendlerhäfen bilden für Unternehmen Knotenpunkte für Beschäftigte eines räumlich entfernten Einzugsgebiets. Damit können Mietkosten für größere Büroräume auf Arbeitgeberseite und Pendelzeit (und damit verbundene Mobilitätskosten) auf Arbeitnehmerseite gespart werden. Bislang findet diese Art des Coworking Spaces jedoch nur eine geringe Verbreitung.

Arbeitgeber sehen Chancen in Coworking-Modellen

Wie weit Coworking Spaces insbesondere für abhängig Beschäftigte zu einer attraktiven Option werden können, hängt auch von der Akzeptanz der Arbeitgeber ab. Das Fraunhofer IAO liefert erste empirische Hinweise dazu, wie Unternehmen diesen Arbeitsort bewerten. Es zeigt sich, dass eine höhere Mitarbeitendenmotivation als mögliche Chance gesehen wird, wenn Coworking Spaces als Alternative zum Homeoffice verfügbar sind. Gleichzeitig wird befürchtet, dass sich neue Risiken für den Schutz betriebsinterner Informationen ergeben. Mit Hinblick auf Innovationskraft sehen Unternehmen Chancen in der punktuellen Nutzung von Coworking Spaces, beispielsweise für Innovation-Camps oder hausinterne Denkfabriken. Dabei handelt es sich um Betriebseinheiten, die für einen terminierten Zeitraum oder dauerhaft als Ideen- und Experimentierräume genutzt werden. Diese Einheiten können auch für externe Selbstständige aus Kreativbranchen oder Startups geöffnet werden, um an gemeinsamen neuen Lösungen oder Produkten zu arbeiten. Gleichzeitig werden je nach Modell hohe Kosten als großes Risiko wahrgenommen.

Das Potenzial für Coworking Spaces ist insbesondere auf dem Land besonders hoch (Bähr et al. 2020). Laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung erreichte die Abwanderung aus Großstädten in ländliche Gebiete und Kleinstädte im Jahr 2021 den höchsten Stand seit rund 30 Jahren. In welchem Fall allerdings ein Coworkingspace für Erwerbstätige  attraktiv ist, darüber gibt es bislang zu wenig Erkenntnisse aus der Forschung. Weitere spannende Fakten zur Vielfalt  der Arbeitsorte und der Bedeutung des Betriebs als sozialer Ort finden Sie in unserer Data Story.