Die Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern sind durch die Pandemie und die jüngste Welle von Atemwegsinfekten in Deutschland zuletzt in die öffentliche Debatte gerückt. Doch auch vorher schon gab es beim Thema Arbeitsbelastung in Krankenhäusern Handlungsbedarf.
Als eine Ursache für die hohe Belastung gilt die personelle Ausstattung. Die Entwicklung der Vollzeitäquivalente (in der Krankenhausstatistik als Vollkräfte bezeichnet) zeigt jedoch, dass es 2020 in den allgemeinen Krankenhäusern insgesamt mehr Beschäftigte als noch 15 Jahre zuvor gab (Abbildung 1). Sogar im ersten Corona-Jahr 2020 nahm die Zahl der Vollkräfte im Vergleich zum Vorjahr noch zu. Insbesondere bei Ärzten und Ärztinnen war der Zuwachs mit 41 Prozent hoch, während es im Pflegedienst nur einen Anstieg von 19 Prozent gab.
Die personellen Zuwächse führten allerdings nur bedingt zu Entlastungen in der Krankenhausversorgung: Eine oft hohe Quote an Ausfalltagen verschärfte die Situation, während gleichzeitig die Fallzahl zunahm. Lag sie 2005 noch bei ca. 16,4 Mio. Fällen pro Jahr, erreichte sie 2016 einen Wert von ca. 18,9. Mio. Fällen. Seither liegt sie etwa auf dem Niveau von 18,8 Mio. Fällen. 2020 ging sie zurück, doch das lag vor allem am coronabedingten Behandlungsstopp in vielen Fachabteilungen.
Die Personalbelastungszahl bringt die Entwicklung der Vollzeitäquivalente und die der Fallzahlen zusammen. Sie gibt an, wie viele belegte Betten eine Ärztin oder ein Arzt bzw. eine Pflegekraft während ihres Arbeitstags von acht Stunden versorgt. Danach konnten vor allem die Ärztinnen und Ärzte vom personellen Zuwachs profitieren, die Belastungszahlen bei den Pflegekräften blieben dagegen über die Jahre auf hohem Niveau. Allerdings sind die Belastungszahlen in Deutschland sind nicht überall gleich hoch. Über dem Bundesdurchschnitt liegt sie bei den Ärztinnen und Ärzten sowie den Pflegekräften in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Abbildung 2). Unter dem Durchschnitt liegen zum Beispiel Hamburg und Baden-Württemberg.
Die Belastungszahl zeigt jedoch nicht, dass die Patientenversorgung sich auch inhaltlich verändert hat. Zum einen hat sich die Zusammensetzung der Patientinnen und Patienten geändert: Der Anteil älterer und hochaltriger Patientinnen und Patienten wächst und damit auch das Auftreten mehrerer Krankheiten gleichzeitig sowie demenzielle Erkrankungen. Der inhaltliche und strukturelle Anspruch an die Versorgung steigt dadurch erheblich. Ebenso beeinflussen ökonomisch bedingte Veränderungen die Versorgung in den Krankenhäusern. So verknappen kürzere Liegezeiten und Dokumentationspflichten die Zeit für die Patient*innenversorgung. Das belastet Pflegekräfte zusätzlich und erschwert es, den pflegerischen Anspruch an eine gute Versorgung zu erfüllen (vgl. Schulz 2017, Drescher 2020).
Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist insbesondere in der Pflege nach wie vor hoch. Die Einführung einer neuen Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann soll hier Abhilfe schaffen. Sie führt bisher getrennte Ausbildungen im Bereich der Pflege zusammen, um auf ein breiteres Tätigkeitsfeld vorzubereiten. Wie hoch der Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist, zeigt die Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit. Pflegeberufe gehören demnach in allen Bundesländern zu den Engpassberufen. Nur etwas mehr als die Hälfte der Ausbildungsplätze für Pflegefachkräfte konnten in Deutschland besetzt werden, so dass sich diese Situation nicht so schnell entschärfen wird. Hier gibt es allerdings regionale Unterschiede: Während etwa in Hamburg, Bremen, Saarland, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nicht einmal die Hälfte der Plätze besetzt werden konnten, gelang das in Niedersachsen bei fast 80 Prozent der Ausbildungsplätze.