Um die Wirtschaft zukünftig klimaneutral zu gestalten, werden Menschen mit unterschiedlichen Berufen, Fachkenntnissen und Fähigkeiten gebraucht. Entsprechend der branchenübergreifenden Bedeutung des ökologischen Umbaus geht es um Personen aus vielen Bereichen. Allerdings stechen einige Berufsgruppen heraus, die einen großen Beitrag leisten können, um die Wirtschaft ressourcenschonend und umweltfreundlich zu gestalten. Das Umweltbundesamt nennt insbesondere Bauberufe, etwa im Hoch- und Tiefbau, oder (Innen-)Ausbauberufe, aber auch technische, handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufe. Dazu zählen etwa Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe, Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe, Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe sowie Geologie-, Geografie- und Umweltschutzberufe. Sie verteilen sich auf unterschiedliche Branchen, sind aber besonders im verarbeitenden Gewerbe wichtig.
Ein Vergleich mit der Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass für eine Green Economy vor allem Berufe gefragt sind, in denen es bereits Engpässe gibt. Und auch ein Abgleich mit Berufsprojektionen für die nächsten Jahrzehnte macht deutlich, dass sich dies trotz kleinerer Verschiebungen in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht ändern wird.
Auswertungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung zeigen, welche Berufe in der Branche der Solar- und Windenergie besonders knapp sind (s. Abb. 1). Dabei fällt auf, dass acht der Top-15-Engpassberufe in der Solar- und Windenergie eine duale Ausbildung erfordern. Auch die Analyse des Umweltbundesamtes betont die Rolle der beruflichen Ausbildung, die branchen- und berufsübergreifend den überwiegenden Teil der geforderten Bildungsniveaus ausmacht. Lediglich in Architektur- und Ingenieurbüros sowie in der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten ist der Anteil an Akademikerinnen und Akademikern deutlich höher. Im Vergleich zur restlichen Wirtschaft sind insbesondere Qualifikationen und Berufe mit naturwissenschaftlichem und technischem Bezug von großer Bedeutung. Eine verstärkte Ausbildung von Facharbeiterinnen und Facharbeitern im MINT-Bereich wäre demnach geeignet, den Engpässen zu begegnen. Qualitative Umfragen unterstreichen außerdem den Wunsch von Unternehmen, Nachhaltigkeitsaspekte stärker in Ausbildungsordnungen aufzunehmen.
Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2023) hat die Bundesregierung Maßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien vorgelegt und dabei konkretisiert, wie sie Fortschritte erreichen möchte. Die Ausrichtung auf den 1,5 Grad-Pfad erfordert umso mehr qualifiziertes Personal. Detaillierte Informationen über die Eigenschaften der Beschäftigten in diesem Bereich zu ermitteln, kann helfen, dem Mangel an Arbeitskräften frühzeitig entgegenzuwirken.
Die Tätigkeitsprofile dieser Beschäftigten erweisen sich Auswertungen zufolge als anspruchsvoll und vielseitig mit einem überproportionalen Anforderungsniveau und heterogenen Aufgaben. Demnach geht es meist um klassische Aufgaben des verarbeitenden Gewerbes wie das Herstellen, Prüfen und Reparieren von Gütern oder Steuern von Maschinen und gleichzeitig auch dienstleistungsbezogene Tätigkeiten wie das Entwickeln, Recherchieren oder Beraten von Kunden. Gleichzeitig sind die Arbeitsanforderungen höher als in anderen Berufen, da Erwerbstätige sich häufiger in neue Aufgaben einarbeiten oder bestehende Verfahren verbessern müssen. Ebenfalls berichten die Befragten häufiger von einem veränderten Arbeitsumfeld, welches durch die Einführung neuer Maschinen, Produkte, Dienstleistungen oder PC-Programme geprägt ist (s. Abbildung 2).
Demensprechend sind der Weiterbildungsbedarf und die Weiterbildungsbeteiligung höher als in der restlichen Wirtschaft. Dies unterstreicht gleichzeitig einen wichtigen Befund, zu dem sowohl das Umweltbundesamt als auch die qualitativen Unternehmensbefragungen kommen: Es sind keine völlig neuartigen Berufe notwendig, um die Transformation zu bewältigen. Menschen mit klassischen Berufen fort- und weiterzubilden, ist am wichtigsten, um Beschäftigte für den ökologischen Wandel zu befähigen.