Wie stark sollten digitale Technologien im beruflichen und privaten Alltag genutzt werden? Die Diskussion um diese Frage ist von Unsicherheiten geprägt. Fest steht aber, dass die Digitalisierung unser Leben prägt und weiter zunehmen wird. Eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: Die Möglichkeiten, technologische Innovationen zu nutzen, nehmen vor allem in der Arbeitswelt zu.
Seit 2013 ermitteln die Autorinnen mit einem informationsreichen Datensatz das sogenannte Substitutionspotenzial . Dieses gibt an, wie hoch der Anteil an Kerntätigkeiten in einem Beruf ist, der potenziell durch Computer oder computergesteuerte Maschinen vollautomatisch erledigt werden könnte. Dabei geht es ausschließlich um die technische Machbarkeit. Das bedeutet, dass nicht zwingend jede Tätigkeit, die ersetzt werden kann, auch tatsächlich ersetzt wird. Dennoch: Durch den Fortschritt in der technologischen Entwicklung, insbesondere bei künstlicher Intelligenz (KI ), sind auch mehr Tätigkeiten ersetzbar, die bisher von Menschen ausgeübt werden.
Im Vergleich zum Jahr 2013 ist das Substitutionspotenzial für alle Anforderungsniveaus deutlich gestiegen. Besonders interessant: Die Entwicklung von 2019 bis 2022 trifft vor allem Expertenberufe. Dies sind hoch komplexe Tätigkeiten deren Ausübung in der Regel einen Studienabschluss voraussetzt. Das deutet daraufhin, dass – im Gegensatz zu vorherigen technologischen Entwicklungen – insbesondere Hochqualifizierte in ihrem Arbeitsalltag von KI beeinflusst werden könnten.
Für die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zeigt sich für 2022 folgendes Bild: Die Anzahl der Berufe, bei denen über 70 Prozent der Tätigkeiten ersetzt werden könnten, steigt und liegt bei mehr als 13 Millionen Beschäftigten. Die Anzahl der Berufe, bei denen 30 bis 70 Prozent der Tätigkeiten ersetzt werden könnten, steigt ebenfalls und liegt bei mehr als 14 Millionen Beschäftigten. Gleichzeitig sinkt die Anzahl der Berufe, bei denen nur bis zu 30 Prozent der Tätigkeiten ersetzt werden können, auf sieben Millionen Beschäftigte.
Es ist wahrscheinlich, dass diese Trends sich zukünftig fortsetzen. Abzuwarten bleibt, ob und wie viele der Tätigkeiten tatsächlich durch neue Technologien übernommen werden und wie sich Berufe in der Folge verändern.
Diese im März 2024 erschienene Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) untersucht, inwieweit Kerntätigkeiten unterschiedlicher Berufe durch Technologien ersetzt werden können. Die Veröffentlichung ist die vierte ihrer Art und aktualisiert Befunde, die durch neue Technologien und veränderte Berufsprofile beeinflusst werden.