Enorme Veränderungen durch KI: Beschäftigte müssen geschult werden
Vernichtet Künstliche Intelligenz
Jobs? Bislang gibt es dafür keine eindeutigen Anzeichen. Klar ist aber: Die Technologie wird Arbeitsplätze massiv verändern – und erfordert Weiterbildungen.
20 Prozent der Beschäftigten befürchten, dass Künstliche Intelligenz ihren derzeitigen Arbeitsplatz ersetzen könnte. Und tatsächlich sagen viele Unternehmen, dass sie KI einführen wollen, um Personalkosten zu sparen.
In Studien gibt es bislang aber keine Belege dafür, dass die Beschäftigung in Berufen mit großem KI-Potenzial besonders zurückgeht. In solchen Berufen ist sogar ein Beschäftigungsaufbau zu sehen.
Klar ist aber, dass KI Arbeitsplätze stark verändern wird. Wichtig ist deshalb, Beschäftigte für den Umgang mit der Technologie zu schulen.
Künstliche Intelligenz (KI
) verändert unser Leben. Ob in der Medizin, beim Online-Shopping, im Straßenverkehr oder beim Schreiben von Texten: Das Potenzial von KI
ist enorm. Überall dort, wo viele Daten verfügbar sind, verändert KI
die Art und Weise, wie Menschen Aufgaben erledigen können. In einer Umfrage unter deutschen Erwachsenen im Alter bis zu 75 Jahren gibt ein Drittel der Personen an, dass KI
in den vergangenen fünf Jahren bereits einen großen Einfluss auf den Alltag hatte. Mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass dies in den nächsten fünf Jahren der Fall sein wird. Trotz oder gerade wegen dieser Möglichkeiten sind mit dem Schlagwort Künstliche Intelligenz auch Sorgen verbunden. Laut derselben Umfrage erwartet demnach etwa jeder oder jede fünfte Beschäftigte, dass KI
seinen oder ihren derzeitigen Arbeitsplatz wahrscheinlich ersetzen wird.
Positive und negative Erwartungen durch den Einsatz von KI
Und tatsächlich ist die Einsparung von Personalkosten aus Sicht der Unternehmen ein bedeutender Grund dafür, KI
einzuführen, wie unterschiedliche Untersuchungen zeigen (Lane et al., 2023; Ifaa, 2023). Gleichzeitig nennen Unternehmen aber neben Produktivitätssteigerungen interessanterweise auch das Potenzial von KI
, Fachkräfteengpässen
entgegenzuwirken. In diesem Fall wäre KI
nicht der Grund dafür, dass die Beschäftigung sinkt. Im Gegenteil: Sie wäre die Reaktion darauf, dass zu wenige Arbeitskräfte verfügbar sind.
In welchem Zusammenhang diese Motivlage zu der tatsächlichen Beschäftigungsentwicklung steht, ist Gegenstand vieler wissenschaftlicher Untersuchungen für den Arbeitsmarkt in den USA (Felten et al., 2019; Fossen/Sorgner, 2019) und in vielen OECD- (Georgieff und Hyee, 2021) sowie europäischen Ländern, insbesondere auch Deutschland (Albasina et al., 2023). Die Herangehensweise dieser Studien ist sehr ähnlich: Die Autorinnen und Autoren können auf eine potenzielle Betroffenheit von Beschäftigten durch KI
schließen, indem entweder Tätigkeiten in Berufen oder Fähigkeiten von Beschäftigten zur Ausübung dieser Tätigkeiten gemeinsam mit technologischen Anwendungsfeldern von KI
betrachtet werden. Die Beschäftigungsentwicklung in diesen Berufen gibt einen Einblick, ob mit einem höheren KI
-Potenzial auch eine schwächerer Beschäftigungsaufbau oder gar ein Beschäftigungsabbau einhergeht.
Die Ergebnisse dieser Studien stimmen länderübergreifend weitestgehend überein: Die Untersuchungen finden keinen Beschäftigungsabbau für Berufe mit höherem KI
-Potenzial. Mehr noch: Häufig geht eine größere KI
-Betroffenheit gar mit einem stärkeren Zuwachs der Beschäftigung einher. Zwei Dinge müssen dabei jedoch berücksichtigt werden:
Die Beobachtungszeiträume der Studien liegen ausnahmslos vor dem Erscheinen populärer Chatbots wie ChatGPT oder Google Bard. Das zeigt, dass eine Reihe von Unternehmen viele der Möglichkeiten, die KI bietet, erst in der jüngeren Vergangenheit wahrnehmen konnten – und diese Erfahrungen also noch nicht in die Studien einfließen konnten. Der Einsatz von KI steht häufig noch in den Startlöchern und ist für die kommenden Jahre geplant, wie unser Beitrag Künstliche Intelligenz – Oft im Gespräch, selten im Einsatz zeigt. Das bedeutet, dass die Entwicklung der Vergangenheit nicht zwangsläufig auch auf die kommenden Jahre zutreffen muss.
Auch wenn Beschäftigungseffekte bisher ausbleiben, verändern sich Arbeitsplätze rasant. So hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil kürzlich unterstrichen, dass es "bis es 2035 keinen Job mehr geben wird, der nichts mit KI zu tun hat". Selbst wenn KI die menschliche Arbeit bisher weitestgehend ergänzt statt ersetzt, führt dies dazu, dass einzelne Kompetenzen von Beschäftigten weniger gebraucht und neue Qualifikationen erforderlich werden. Werden Erwerbstätige selbst gefragt, geben mehr als 60 Prozent an, dass sie eine spezielle Schulung für den Einsatz von Technologien wie ChatGPT notwendig finden. Zusätzlich zeigt sich: Beschäftigte, die KI-Weiterbildungsangebote wahrnehmen, berichten deutlich häufiger von positiven Effekten der Technologie auf ihre Arbeit (Lane et al., 2023). Der Qualifizierung von Beschäftigten kommt demnach eine enorme Bedeutung zu. Das betrifft insbesondere, aber nicht nur die IT-Kenntnisse von Beschäftigten, wie Auswertungen nahelegen. Unsere Kennzahl „Wichtigste zukünftige Qualifikationen in Unternehmen“ zeigt die Fähigkeiten, die im Verlauf der letzten Jahre wichtiger geworden sind und jene, die an Bedeutung verloren haben.
Wichtigste zukünftige Qualifikationen in Unternehmen
Differenziert nach Unternehmensgröße (in Prozent)
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Bleiben Weiterbildungen aus, die Beschäftigte mit Fähigkeiten ausstatten, die der Wandel erfordert, können sich die Arbeitsmarktchancen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen verschlechtern. Es könnte gleichzeitig zu Arbeitslosigkeit und großen Fachkräfteengpässen
kommen. Auch deshalb empfiehlt der Rat der Arbeitswelt, die Weiterbildung als vierte Säule des Bildungssystems zu etablieren.