Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt – hier lassen sich nach wie vor viele Unterschiede feststellen. Dabei geht es sowohl um die Erwerbsbeteiligung insgesamt als auch den Lohn und weitere Aspekte (vgl. unsere Data-Story zu Frauen am Arbeitsmarkt). Zwar gibt es Tendenzen, bei denen sich die Geschlechter annähern, dennoch fallen im Hinblick auf die Verteilung von Männern und Frauen auf die einzelnen Berufe und Branchen immer noch gravierende Unterschiede auf: Als typische „Frauenberufen“ werden Berufsgruppen bezeichnet, in denen mehr als 75 Prozent weibliche Beschäftigte arbeiten, während in „Männerberufen“ mehr als drei Viertel männliche Beschäftigte tätig sind. Diese geschlechtsspezifische Differenz in den einzelnen Berufsgruppen wird als horizontale Segregation bezeichnet (vgl. Stohr et al. 2021:5).
Die typischen „Männer-“ und „Frauenberufe“ sind seit vielen Jahren gleichgeblieben: Männer arbeiten überwiegend in technischen oder verarbeitenden Berufen, während Frauen überdurchschnittlich häufig Berufe in den Branchen Pflege, Erziehung und Reinigung ausführen (vgl. Hausmann & Kleinert 2014:1).
Einen genaueren Blick auf die Verteilung ermöglichen die Daten der Bundesagentur für Arbeit, die in der folgenden Tabelle abgebildet sind.
Insbesondere der Hoch- und Tiefbau, der Innen- und Ausbau sowie die Metallverarbeitung sind weiterhin fest in Männerhand. Hier beträgt der Anteil der Männer jeweils mehr als 90 Prozent, beim Hoch- und Tiefbau sogar 98,2 Prozent. Auch in der Informatik, im Sicherheitsgewerbe und Verkehrssektor sind mit Anteilen von mehr als 70 Prozent hauptsächlich Männer vertreten.
Frauen dominieren die Branche der medizinischen Gesundheit sowie die Erziehungsbranche mit jeweils mehr als 80 Prozent. Auch in der Reinigungsbranche und in der nichtmedizinischen Gesundheitsbranche sind mit jeweils mehr als 70 Prozent hauptsächlich Frauen vertreten.
Die ungleiche Verteilung der Geschlechter auf die einzelnen Branchen führt zu weiteren Ungleichheiten. Die stark von Männern dominierten Branchen sind jene, die überdurchschnittlich gut vergütet werden, während die von den Frauen dominierten Branchen generell eher unterdurchschnittlich und schlechter bezahlt werden. Die horizontale Segregation trägt demnach zu Lohnunterschieden zwischen den Geschlechtern bei – und in der Konsequenz verschlechtert sich auch die Alterssicherung der Frauen.
Dabei verdienen Frauen auch in Branchen mit typischen „Frauenberufen“ auf gleicher Hierarchiestufe in Vollzeit weniger als ihre männlichen Kollegen in Vollzeit. Dies legen Daten des Statistischen Bundesamts nahe. Eine Berechnung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt, dass selbst eine relativ kleine Entgeltlücke von sechs Prozent zwischen den Geschlechtern in 30 Erwerbsjahren einen Unterschied in mittlerer fünfstelliger Höhe verursachen kann.
Um diese Strukturen aufzubrechen, werden bereits viele Schritte unternommen. Zur Berufsorientierung werden an Schulen die Girls‘ Days und Boys’ Days umgesetzt, die eine klischeefreie Annäherung an Berufe ermöglichen soll. Zusätzlich gibt es Kampagnen, die dazu dienen, explizit auch Frauen für Handwerksberufe anzuwerben. Allerdings zeigt sich, dass die bisherigen Bemühungen noch nicht ausreichen, da die Strukturen nach wie vor fest verankert sind. Es bleibt weiterhin notwendig, junge Menschen bei ihrer Berufswahl zu informieren und zu begleiten, um auf diesem Wege insbesondere den jungen Frauen aufzuzeigen, dass sie auch technische und/oder handwerkliche Berufe in den Blick fassen sollten. Weiterhin gilt es, durch Weiterbildungs- oder Umschulungsformate Frauen zu animieren, auch technische Berufe auszuüben – sodass auf diesem Weg die berufliche Geschlechtersegregation aufgeweicht wird (vgl. Schmidt 2020:77).