Die Begleitforschung zur Arbeitsweltberichterstattung wird durch das BMAS in Auftrag gegeben. Sie dient dazu, regelmäßig über aktuelle Veränderungen in der Arbeitswelt zu informieren, Forschungslücken zu schließen und unterstützt den Rat der Arbeitswelt dabei, Handlungsbedarfe und Lösungsansätze zu identifizieren.
Der Forschungsschwerpunkt der Begleitforschung 2021 liegt auf den Auslösern und der Gestaltung betrieblicher Transformationsprozesse und wie diese erlebt und wahrgenommen werden. Während in der empirischen Begleitforschung längerfristige Trends des Transformationsgeschehens betrachtet werden, stehen die Veränderungen im Zuge der Corona-Pandemie im Zentrum der Fallstudienforschung und der Meta-Studie.
Wie hat sich die Covid-19-Pandemie auf Betriebe und Beschäftigte ausgewirkt? Welche betrieblichen Anpassungen zur Bewältigung der Krise wurden unternommen? Die Studie fasst den Forschungsstand (Stand zum Frühjahr 2021) zusammen. In Interviews mit Expertinnen und Experten werden Forschungslücken identifiziert und bewertet.
Die vorliegende Studie fasst den Stand der Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Covid-19- Pandemie auf Betriebe und Beschäftigte sowie zu den betrieblichen Anpassungsmaßnahmen zusammen. Hierzu wurde eine Vielzahl von Studien und zugrundeliegenden Erhebungen erfasst und ausgewertet. Die einbezogenen Studien basieren auf Primärbefragungen bei Betrieben, Beschäftigten oder anderen Personen, die in Deutschland durchgeführt wurden. In einem weiteren Arbeitsschritt wird der Forschungsstand im Hinblick auf Vollständigkeit bzw. Forschungslücken bewertet.
In den Fallstudien wird für die sechs Branchengruppen produzierendes Gewerbe, Einzelhandel, Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft, öffentliche Verwaltung, unternehmensnahe Dienstleister und Verkehrsunternehmen anhand von anonymisierten Fallstudien analysiert, inwieweit die Corona-Krise betriebliche Transformationsprozesse beschleunigt, gebremst, verändert oder angestoßen hat. Die Fallstudien bieten zudem Einblicke in die Krisenbewältigung aus der Perspektive der Geschäftsleitungen und der Beschäftigten bzw. ihre Interessensvertreter.
Die Studie untersucht auf der Grundlage von fünf Branchen mit je vier Fallstudien Auswirkungen der Corona-Pandemie auf betriebliche Transformationsprozesse in Organisationen. Dazu wurden pro Fall zwei leitfadengestützte Interviews sowohl mit der Arbeitgeber- als auch mit der Arbeitnehmerseite im Winter 2020/21 und im Frühjahr 2021 im Längsschnitt geführt.
Inhaltlich wurden zunächst Ziele, Maßnahmen und Herausforderungen der Transformationsprozesse beleuchtet. Die Transformationsprozesse umfassten dabei IT-bezogene Änderungen bzw. Digitalisierungsprojekte, personalbezogene Änderungen oder Änderungen in der Aufbau- oder Ablauforganisation. In vielen Fällen konnten innovationsförderliche Ressourcen wie Kompetenzen, Organisationsstrukturen und externe Netzwerke für den Prozess aktiviert werden. Anschließend befassen sich die Fallbeschreibungen mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die jeweilige Organisation. Dabei wird auf besondere Anpassungsmaßnahmen zum Umgang mit der Pandemie sowie auf die wirtschaftlichen und arbeitsorganisatorischen Folgen eingegangen. In vielen Fällen konnte auf fachliche und soziale Kompetenzen der Beschäftigten zurückgegriffen werden, diese zeigten allerdings auch zunehmend Ermüdungserscheinungen. Schließlich wurden die Einflüsse der Corona-Pandemie auf den Veränderungsprozess betrachtet. Die Pandemie hatte je nach Fall verstärkende oder hemmende Einflüsse; in mehreren Fällen erwiesen sich die Veränderungsprozesse als resistent gegenüber der Krise. Insbesondere Digitalisierungsprozesse wurden durch die Pandemie verstärkt. In einer abschließenden Bewertung legten die Interviewpartner:innen ihre „Lessons Learned“ aus der Krise und ihre Erwartungen an die Politik dar.
Vor dem Hintergrund der weitreichenden staatlichen Eingriffe zur Eindämmung des Coronavirus seit dem Frühjahr 2020 fragt die vorliegende Studie, wie sich diese Maßnahmen auf betriebliche Transformationsprozesse bei produzierenden Unternehmen auswirkten. Fünf Fallstudien produzierender Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen liefern dabei qualitative Einblicke in die betrieblichen Umgangsweisen mit der Krise und diskutieren die Auswirkungen der Krise auf laufende Transformationsprozesse. Im Fall des kleinsten Unternehmens für Oberflächenveredelungen stoppte die Krise die Transformation betrieblicher Innovationsprozesse abrupt (Fall A). Im Fall eines weltweit führenden Spezialisten für Sensortechniken hatte die Krise kaum Auswirkungen auf dessen laufende Vorbereitungen für industrielle Transformationen (Fall B). Im Fall eines traditionellen Lieferanten hochwertiger Komponenten bremste die Corona-Krise die avisierte digitale Transformation (Fall C). Im Fall eines innovativen Unternehmens der Medizintechnikbranche verlangsamte sich dessen starkes Wachstum aufgrund der Corona-Pandemie (Fall D). Im letzten Fall eines großen Lieferanten und Produzenten für Bahntechniken beschleunigte die Krise eher den seit Jahrzehnten laufenden Transformationsprozess des Unternehmens (Fall E). Die Untersuchung liefert außerdem Einschätzungen, wie produzierende Unternehmen bei der Krisenbewältigung zukünftig besser unterstützt werden können.
In den Kurzanalysen auf Basis des IAB-Betriebspanels, der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung und des Sozio-oekonomischen Panels werden verschiedene Auslöser von Veränderungen und die unterschiedliche Betroffenheit der Betriebe und ihrer Beschäftigten untersucht.
Viele Beschäftigte erleben unmittelbar den Wandel der Arbeitswelt, weil sich ihr eigenes Arbeitsumfeld verändert, oder indirekt, weil die Betriebe, in denen sie arbeiten, ihre Prozesse und Strukturen reorganisieren. Welche Beschäftigte von diesen Veränderungsprozessen besonders stark betroffen sind und in welchen Betrieben diese besonders häufig zu beobachten sind, lässt sich auf Basis des IAB-Betriebspanels, der BIBB-BAuA-Erwerbstätigenbefragungen und des Sozio-oekonomischem Panels (SOEP) auf einer repräsentativen Basis über einen längeren Zeitraum beobachten. Der vorliegende Tabellenband gibt einen Einblick, welche längerfristigen Trends bei Veränderungsprozessen in der betrieblichen Arbeitswelt zu beobachten sind. Er zeigt auch auf, welche personen- oder betriebsbezogenen Merkmale mit diesen in einem engen Zusammenhang stehen. Die empirischen Auswertungen geben auch Auskunft darüber, welche Erwartungen und Einschätzungen Beschäftigte haben, deren eigenes Arbeitsumfeld sich verändert oder verändert hat.