Für die Forschung ist die Frage nach der Zufriedenheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit ihrem Beruf ein wichtiges Vergleichsmaß. Wie zufrieden Beschäftigte sind, hat z. B. einen großen Einfluss auf das Engagement im Beruf, erklärt Susanne Steffes vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH in Mannheim (ZEW). Betriebe sollten daher wissen, was ihre Beschäftigten an der Unternehmenskultur und am Personalmanagement gut finden oder was sie stört – und den Willen zeigen, mögliche Probleme anzugehen.
Warum interessiert sich die Wissenschaft für den Begriff Arbeitszufriedenheit, wenn dieser doch so subjektiv ist? Was genau wird gemessen?
Susanne Steffes: Die Arbeitszufriedenheit soll ein Vergleichsmaß herstellen, das misst, wie es den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in ihrer Gesamtheit mit ihrer Arbeit geht. Der subjektive Aspekt ist dabei gewollt. Denn Arbeitsbedingungen, Beziehungen und andere äußere Einflüsse werden von jedem Menschen unterschiedlich erlebt, empfunden und bewertet. Tatsächlich wird zunächst einfach auf einer Punkteskala gemessen, wie zufrieden Beschäftigte mit ihrer Arbeit sind. Die Arbeitszufriedenheit ist deshalb so interessant für die Forschung, weil sie einen großen Einfluss auf das Engagement im Job oder auf Entscheidungen, wie die Suche nach einem neuen Arbeitgeber, hat. Zufriedene Beschäftigte sind engagierter und bleiben eher bei ihrem Arbeitgeber.
Warum können zwei Mitarbeiter mit denselben Arbeitsbedingungen so unterschiedlich zufrieden oder unzufrieden mit ihrer Arbeit sein? Woran liegt das/Was spielt da alles noch mit hinein?
Steffes: Ob sich eine Person in bestimmten Situationen wohlfühlt, hängt mit der Persönlichkeit, mit den Präferenzen und mit bisherigen Erfahrungen zusammen. So sind Menschen mit einer hohen Risikofreude zufriedener, wenn sie leistungsabhängige Bezahlung bekommen als Menschen, die risikoavers sind. Menschen, die zu Neurotizismus neigen, kommen in Konfliktsituation schlechter zurecht. Oder Menschen, die Privates und Berufliches lieber voneinander trennen möchten, sind weniger zufrieden, wenn sie im Home-Office arbeiten sollen. Die Liste an Beispielen könnte man noch lange fortführen.
Wie können Betriebe die Arbeitszufriedenheit stärken und warum sollten sie es tun? Welchen Einfluss haben Führungskräfte auf die Arbeitszufriedenheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Susanne Steffes ist stellvertretende Leiterin im ZEW-Forschungsbereich „Marktdesign“ und seit Mai 2016 Juniorprofessorin für empirische Personalökonomik an der Universität zu Köln. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Gestaltung von Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen.
Steffes: Betriebe sollten wissen, was ihren Beschäftigten wichtig ist, was sie gut an der Betriebskultur und dem Personalmanagement finden und was nicht. Das kann man durch Mitarbeiterbefragungen herausfinden. Dann sollte ein Arbeitgeber aber auch auf die Ergebnisse solch einer Befragung eingehen und den Willen zeigen, die Probleme anzugehen. Sicherlich ist es von Vorteil, wenn die Auswahl der Beschäftigten zur vorherrschenden Unternehmenskultur passt.
In unserer aktuellen Forschung zeigt sich, dass Führungskräfte einen großen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben. Denn neben den allgemeinen Arbeitsbedingungen ist das Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen und die faire Behandlung durch den Vorgesetzten ein wichtiger Indikator für Arbeitszufriedenheit. Gute Vorgesetzte machen ihre Anforderungen und Erwartungen transparent, kommunizieren mit allen gleichberechtigt und sorgen für einen Ausgleich bei Konflikten zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.