Für fast alle wichtigen Zukunftsprojekte werden Bau-Fachkräfte benötigt – doch es gibt viel zu Wenige. Eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation zeigt, woran das liegt und wie es sich ändern ließe.
Der Mangel an Bau-Fachkräften gefährdet die Transformation
arbeiten in der Bauwirtschaft. Mit 11,6 Prozent Anteil der Bauinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt ist sie eine zentrale Branche in Deutschland. Fast jeder neunte Euro wird fürs Bauen ausgegeben. Die Bauwirtschaft wird für nahezu alle großen Zukunftsprojekte benötigt – vom Wohnungsbau bis zur ökologischen Transformation des Verkehrs.
Im Moment werden nicht einmal genügend junge Menschen ausgebildet, um die in Rente gehenden Fachkräfte zu ersetzen. Zudem wechseln viele Bau-Arbeitskräfte trotz des Baubooms in andere Branchen. Deshalb ist der Anteil älterer Beschäftigter in den vergangenen Jahren stark gestiegen: Waren im Jahr 2000 nur knapp 30 Prozent der Beschäftigten in Hoch- und Tiefbauberufen 45 Jahre und älter, waren es 2017 schon knapp 46 Prozent.
Mögliche Ursachen dafür, dass es zu wenig Auszubildende gibt und jüngere Fachkräfte aus der Baubranche wegwechseln, sind eine zu geringe Bezahlung und die Sorge, die körperlich anstrengende Arbeit nicht bis zur Rente leisten zu können. Nur gut jede zweite Person gab in einer Online-Umfrage der Forscher an, den Beruf „Bauarbeiter“ wieder zu ergreifen, wenn sie die Wahl hätte. Nur jeder Dritte würde den Beruf den eigenen Kindern empfehlen.
der Beschäftigten, die einen Hochbauberuf verlassen, ist anschließend noch in einem Beruf mit Baubezug tätig, etwa als Maler oder im Jalousiebau. Andere wechseln zum Beispiel in Lagerwirtschafts-, Post- und Zustellberufe sowie Reinigungsberufe. Bei Wechseln aus den Tiefbauberufen bleibt häufiger ein Baubezug bestehen - nämlich bei etwa der Hälfte der Wechselnden.
Um die Fachkräfteengpässe der Branche zu lösen, müssen die Berufe attraktiver werden. Helfen würden bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen, zum Beispiel ein Branchen-Mindestlohn. Auch durch Zuwanderung und die Integration von ausländischen Arbeitskräften ließe sich die angespannte Situation entspannen. Wichtig ist dabei laut den IAQ-Forschern aber, dass das Lohngefüge nicht durch Werkvertragsnehmer aus dem Ausland erodiert.
Diese im April 2022 erschiene Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) beschäftigt sich mit der Entwicklung des deutschen Bauarbeitsmarkts. Es wurden verschiedene Datensätze ausgewertet. Neben der amtlichen Statistik wurden auch Daten der SOKA-BAU und die Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB) verwendet. Der Methodenmix wurde durch 30 strukturierte Experteninterviews und eine Onlinebefragung von über 3.000 Bau-Beschäftigten ergänzt.
Das IAQ ist Teil der Geschäftsstelle, die die Inhalte dieses Portals verantwortet.
Die komplette Studie finden Sie hier:
Bosch, Gerhard/Hüttenhoff, Frederic (2022): Der Bauarbeitsmarkt. Soziologie und Ökonomie einer Branche. Frankfurt/New York: Campus Verlag.
Eine Kurzfassung der Onlinebefragung finden Sie hier:
Kümmerling, Angelika/Bosch, Gerhard/Hüttenhoff, Frederic/Weinkopf, Claudia (2022): Viel Schatten, aber auch etwas Licht. Die Situation der Baubeschäftigten – Ergebnisse einer Online-Beschäftigtenbefragung. IAQ-Report 06/2022.