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Kfz-Mechatroniker: „So hat sich unser Beruf verändert“

Laut Statistik ist die Kfz-Mechatroniker Ausbildung bei Männern beliebt. Dennoch besteht für den Beruf Fachkräftemangel. Lesen Sie, wie er sich wandelt.

19.713 junge Männer haben 2021 einen Ausbildungsvertrag in einem Beruf rund ums Auto neu abgeschlossen, zeigt eine Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung. Der Beruf Kraftfahrzeugmechatroniker ist bei Männern der beliebteste Ausbildungsberuf. Bei Frauen dagegen deutlich weniger – auch deshalb ist der Beruf vom Fachkräftemangel betroffen.

Motorhaube auf und einfach losschrauben – so sah der Alltag von Kfz-Mechatroniker/-innen früher aus. Doch das hat sich stark gewandelt, berichten Wolfgang Frein (72) und seine Tochter Jennifer Frein (44), die die Kfz-Werkstatt des Vaters einmal übernehmen möchte. Wie Digitalisierung die Tätigkeiten verändert und sich die Ansprüche der Kunden gewandelt haben.

Mechatroniker Wolfgang Frein und Jennifer Frein
© Privat - Kfz-Mechatroniker Wolfgang Frein (72) und Kfz-Mechatronikerin Jennifer Frein ( 44)

Früher: Wolfgang Frein

  • Arbeitsalltag & Wandel

    Gleich nach der Schule habe ich eine Lehre als Kfz-Elektriker in einem Bosch-Betrieb gemacht. Später habe ich als Auto-Elektriker im Rennsport gearbeitet, bin beruflich viel gereist und habe schließlich meine Meisterprüfung absolviert, um mich mit einer Autowerkstatt selbstständig zu machen. Der Alltag hat sich mit den Jahren enorm gewandelt, der Beruf ist komplexer geworden. Die früheren Berufe Auto-Elektriker und Mechatroniker wurden zusammengelegt zum Kfz-Mechatroniker. Bis in die 1990er-Jahre, eigentlich sogar bis 2000 spielten Computer keine Rolle. Heute hingegen regeln wir vieles darüber. Auch bei der Autowartung sind digitale Technologien inzwischen zentral.

  • Kompetenzen

    Ich musste mir den Umgang mit dem Computer nach einigen Jahren im Beruf erstmal beibringen. Auch die Reparatur und Wartung hat sich stark verändert. Wenn eine Kunde früher sein Auto zur Reparatur brachte, habe ich die Motorhaube aufgemacht und fing an zu schrauben. So einfach ist es heute nicht mehr. Bevor ich die Werkzeugkiste überhaupt aufmache, muss ich erst ein Testgerät anschließen und eine digitale Fehlerdiagnose durchführen. Erst danach suche ich gezielt nach dem Fehler und behebe ihn. Allerdings sieht man die Einzelheiten des Motors gar nicht mehr. Wir brauchen also die detaillierten Unterlagen des Herstellers, um zu ermitteln, wo das defekte Teil genau verbaut ist. Da es immer wieder neue Testgeräte gibt, mache ich laufend Schulungen der Anbieter mit.

  • Zukunft

    Die Autos haben sich rasant weiterentwickelt, und das wird in den nächsten Jahren weitergehen. Am wichtigsten ist aus meiner Sicht deshalb, sich ständig weiterzubilden. Sonst ist man nicht mehr in der Lage, neue Hybridfahrzeuge zu warten und kann sich nur noch um Oldtimer kümmern. Kfz-Mechatroniker müssen jedes Jahr Lehrgänge und Prüfungen absolvieren, um Inspektionen adäquat durchführen zu können. Dabei geht es um sämtliche Schritte von der Fahrzeugannahme bis zur Rechnungstellung.

Heute: Jennifer Frein

  • Arbeitsalltag & Wandel

    Ich habe mich erst mit 30 Jahren dafür entschieden, eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin und im Anschluss die Meisterprüfung zu machen. Vorher habe ich eine kaufmännische Lehre gemacht und BWL studiert. Doch als ich schließlich im Betrieb meiner Eltern anfing, wollte ich mehr als das kaufmännische Wissen haben. Inzwischen bin ich Gesellschafterin und arbeite in der Annahme. Weil die Autos sich rasend schnell weiterentwickeln, ändern sich auch die Aufgaben der Mechatroniker immer weiter. Ohne Weiterbildungen geht es nicht.

  • Kompetenzen 

    Für Kfz-Mechatroniker ist es heute undenkbar, ohne die digitalen Servicehefte der Hersteller und Hotlines für technische Fragen zu arbeiten. Wenn wir zum Beispiel sehen, dass ein Auto noch nicht bei uns war, bestellen wir im Voraus die voraussichtlich für dieses Auto benötigten Ersatzteile. Die meisten können wir uns online selbst raussuchen und bestellen. Früher musste man für jedes Teil zum Telefonhörer greifen und den Hersteller anrufen. Inzwischen haben wir auch 30 Sorten Motorenöl in der Werkstatt, weil die Fahrzeuge so unterschiedlich sind. Allerdings sind auch die Kunden viel anspruchsvoller geworden. Wir müssen schneller arbeiten. Es wird meistens erwartet, dass wir sofort sagen können, was defekt ist und wie teuer die Reparatur wird. Ohne Kostenvoranschlag können wir kaum noch arbeiten. Es ist aber schwierig, immer sofort den Fehler festzustellen.

  • Zukunft

    Meine größte Sorge ist nicht, dass der Verbrenner vor dem Aus steht und uns die Arbeit ausgeht – E-Autos müssen schließlich auch gewartet werden. Viel schlimmer ist der Fachkräftemangel: Wir finden nicht mehr genügend Menschen, die den Job des Kfz-Mechatronikers machen möchten. Technisch interessierte junge Menschen geben lieber in die Industrie, weil sie sich da weniger die Hände schmutzig machen müssen und mehr verdienen. Zudem ist der Beruf inzwischen so komplex, dass viele die Lust verlieren. Ein Riesenthema ist deshalb, wie der Beruf wieder attraktiver für Nachwuchskräfte wird.

  • Die Ausbildung zum/-r Kraftfahrzeugmechatroniker/-in dauert 3,5 Jahre und wird mit unterschiedlichen Schwerpunkten angeboten: Karosserie-, Motorrad-, Nutzfahrzeug-, Personenkraftwagen- oder System- und Hochvolttechnik. Die Fachkräfte prüfen die fahrzeugtechnischen Systeme, reparieren und rüsten die Fahrzeuge mit Zubehör aus. Nach der Ausbildung arbeiten sie zum Beispiel in Reparaturwerkstätten oder für Fahrzeughersteller. Auch moderne Technologien wie 3-D-Druck oder Augmented Reality Operation gehören zum Beruf.

    Quelle: BERUFENET