Wie lassen sich mehr Jugendliche in Ausbildung bringen, die „ihren beruflichen Weg“ nicht von allein finden? Und die ihn angesichts persönlicher Herausforderungen nicht von ganz allein bewältigen können? Diese Fragen sind sowohl aus Perspektive der Fachkräftesicherung als auch aus Perspektive der Chancengleichheit entscheidend. Denn die Zielgruppe der Jugendlichen, die einen erfolgreichen Abschluss erlangen können, wenn sie die richtige Unterstützung vor oder während der Ausbildung erhalten, ist groß.
Betriebe, die grundsätzlich ein Interesse daran haben, junge Menschen mit spezifischen Herausforderungen auszubilden, schrecken oft davor zurück, weil sie ihnen allein nicht die Unterstützung anbieten können, die sie brauchen. Zum Beispiel, wenn sie Schwierigkeiten beim Lernen haben und didaktische Hilfestellung benötigen. Oder wenn sie mit der Fülle an Anforderungen in der Berufsschule nicht zurechtkommen. Oder wenn sie in ihrem sozialen Umfeld mit Problemen konfrontiert sind, zu deren Bewältigung sie sozialpädagogische Hilfe benötigen. Oder auch wenn Deutsch nicht ihre Muttersprache ist und sie daher intensiven Sprachunterricht brauchen. Damit eine duale Ausbildung unter solchen Voraussetzungen trotzdem gelingt – für junge Menschen und für den Betrieb – unterstützen Arbeitsagenturen, Kammern und weitere Organisationen.
Die Assistierte Ausbildung unterstützt Jugendliche beim Lernen und bietet ihnen eine sozialpädagogische Begleitung. Zielgruppe sind einerseits Jugendliche mit Lernschwierigkeiten oder Sprachschwierigkeiten. Sie bekommen Nachhilfe und Unterstützung bei der Vorbereitung auf Prüfungen. Für junge Menschen mit einer Lernbehinderung oder Sprachbehinderung kann eine Assistierte Ausbildung also ein guter Weg sein. Sie ist aber nicht auf diese Zielgruppe beschränkt: Auch bei persönlichen Problemen wie z. B. einer Suchtneigung oder Überforderung im Umgang mit Ausbildungskräften oder Eltern erhalten junge Menschen ein Unterstützungsangebot. Dazu steht ihnen während der gesamten Ausbildung eine sozialpädagogische Begleiterin oder ein sozialpädagogischer Begleiter zur Seite.
2021 wurden die Assistierte Ausbildung mit den Ausbildungsbegleitenden Hilfen zusammengeführt (Weiterentwickelte assistierte Ausbildung). Die Ausbildungsbegleitenden Hilfen gab es bereits seit 2005. Unterstützung boten sie vor allem durch Nachhilfe, während die Assistierte Ausbildung, die es seit 2015 gab, den Schwerpunkt auf die sozialpädagogische Begleitung legte.
Ein Blick auf beide Instrumente zeigt, dass die Teilnehmendenzahlen bzw. die Bewilligungen durch die Bundesagentur für Arbeit in den letzten Jahren etwas gesunken sind. Da mit der Weiterentwicklung ab 2021 die Zielgruppe erweitert wurde und das Kriterium der Lernbeeinträchtigung oder sozialen Benachteiligung wegfällt, könnte die Zahl junger Menschen, die auf diese Weise unterstützt werden, künftig steigen.
Entgegen der Erwartung sank die Gesamtzahl der Teilnehmenden der begleitenden Phase der Assistierten Ausbildung und den ausbildungsbegleitenden Hilfen jedoch im November 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat um 29 Prozent. Ursächlich könnten die Kontaktbeschränkungen im Zuge der Covid-19 Pandemie sowie der generelle Rückgang in der Zahl der Ausbildungsbewerbenden sein (Bundesagentur für Arbeit, 2022).
Ansprechpartner rund um die assistierte Ausbildung sind die Arbeitsagenturen: Sie bieten Informationen für interessierte Betriebe sowie für interessierte Jugendliche. Nützliche Hinweise und eine Übersicht über Anbieter der Assistierten Ausbildung bietet auch das Portal Rehadat.
Eine Art Vorstufe der dualen Ausbildung ist die Einstiegsqualifizierung. Jugendliche, die zu Beginn des Ausbildungsjahres nicht vermittelt werden konnten, machen ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum im Betrieb. Sofern beide Seiten zufrieden sind, kann das Praktikum unter Anrechnung auf die Gesamtdauer in eine Ausbildung übergehen – das muss es aber nicht. Interessant ist die Einstiegsqualifizierung für Betriebe, die nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten oder die den Nachwuchs intensiv kennenlernen möchten, bevor sie einen Ausbildungsvertrag eingehen. Betriebe erhalten einen Zuschuss zur Vergütung und zu den Sozialversicherungskosten.
Um die Ausbildung von Menschen mit Behinderung oder Schwerbehinderung zu unterstützen, gibt es über die Assistierte Ausbildung und die Einstiegsqualifizierung hinaus eine Reihe an finanziellen Leistungen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Einen Überblick bietet die Initiative Einfach teilhaben.
Auf Seiten der Jugendlichen richtet sich die Einstiegsqualifizierung an Ausbildungssuchende, die noch nicht in vollem Umfang ausbildungsfähig sind. Dazu gehören unter anderem lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte Jugendliche sowie behinderte oder schwerbehinderte Jugendliche. Grundsätzlich können aber alle teilnehmen, die nicht in eine reguläre Ausbildung vermittelt werden konnten.
Hilfreiche Informationen bieten die Handwerkskammern sowie die Industrie- und Handelskammern (zum Beispiel eine Übersicht des DIHK, welche Einstiegsqualifizierung für welchen Ausbildungsberuf geeignet ist).