Die doppelte Transformation des Arbeitsmarkts
Der digitale Wandel ist für die Arbeitswelt zu einem zentralen Treiber von Veränderungen geworden. Entgegen den Sorgen vor Arbeitsplatzabbau zeichnen sich bislang keine gesamtwirtschaftlich negativen Effekte auf die Beschäftigung in Deutschland ab. Im Kontext des ökologischen Wandels sind in den kommenden Jahren umfassende Investitionsmaßnahmen in allen Sektoren der deutschen Wirtschaft zu erwarten. Rund die Hälfte der Beschäftigten nimmt schon heute die Auswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen auf die eigene Arbeit wahr. Die doppelte Transformation wird auch zukünftig für viele Beschäftigte mit veränderten Berufsprofilen, neuen Tätigkeiten und kontinuierlichen Weiterbildungsbedarfen einhergehen.
Statements des Rats
Digitaler und ökologischer Wandel des Arbeitsmarkts
Beschäftigungsentwicklung
- Obwohl digitale Technologien unsere Arbeitswelt bereits heute sichtbar prägen, muss derzeit keine Sorge bestehen, dass der zunehmende Einsatz digitaler Tools gesamtwirtschaftlich zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führt.
- Dennoch ist mit einer Verschiebung von Arbeitsplätzen zwischen Branchen und Berufen zu rechnen. Für Personen, deren Tätigkeiten im Strukturwandel weniger nachgefragt werden, ist ein Arbeitsplatzverlust häufig mit einem höheren Risiko verbunden länger arbeitslos zu bleiben oder sich bei einem Jobwechsel z.B. mit Blick auf das Gehalt zu verschlechtern.
- Die technologische Adaptionsfähigkeit ist der entscheidende Schlüssel für die Entwicklungsmöglichkeiten von Unternehmen und Beschäftigten.
Wandel von Kompetenzanforderungen
- Die Kompetenzanforderungen an die Beschäftigten wandeln sich vielerorts sukzessive am bestehenden Arbeitsplatz, weil einzelne Tätigkeiten hinzukommen, sich verändern oder wegfallen.
- Ob Beschäftigte sich an den Wandel der Kompetenzanforderungen anpassen können, hängt stark vom betrieblichen Kontext ab:
- In Vorreiterbetrieben, die den digitalen Wandel durch entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen flankieren, können Beschäftigte ihre Kompetenzen und Qualifikationen gemäß veränderter Arbeitsanforderungen weiterentwickeln.
- In Betrieben, die einem zielgerichteten digitalen Wandel nachlaufen oder trotz entsprechender Investitionen in digitale Technologien zu wenig für die Qualifizierung ihrer Belegschaften tun, besteht auf lange Sicht das Risiko, dass die Beschäftigten den Anschluss an aktuelle Kompetenzanforderungen verlieren.
- Diese Gefahr gilt in besonderem Maße auch für Personen, die z.B. aus familiären oder gesundheitlichen Gründen von den Anpassungsprozessen und Qualifizierungsmaßnahmen in den Betrieben entkoppelt sind. Für diese Gruppe gewinnt die Befähigung zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt und damit die Förderung der beruflichen Mobilität an Bedeutung.
Beschäftigungsentwicklung
- Insgesamt besteht kein Grund zu befürchten, dass die ökologische Transformation zu erheblichen Beschäftigungsverlusten führt. Die bisherigen Erkenntnisse verweisen sogar auf leichte Beschäftigungsgewinne in den nächsten Jahren.
- Dies gilt jedoch nicht für alle Branchen, Berufsgruppen oder Regionen gleichermaßen. In fossilen Jobs kann es auch zu einem signifikanten Abbau von Beschäftigungsverhältnissen kommen.
- Damit ist der potenzielle Beschäftigungsrückgang von tariflich organisierten und gut bezahlten Jobs in der Industrie eine zentrale Herausforderung.
- Der russische Angriffskrieg verdeutlicht die Abhängigkeit von fossiler Energie und die Dringlichkeit der ökologischen Transformation. Resultat könnte eine Beschleunigung der Transformation und der einhergehenden Beschäftigungseffekte sein.
Wandel von Kompetenzanforderungen
- Im Zuge des Greenings of Jobs verändert sich sowohl die Nachfrage nach Fachkompetenzen als auch nach übergreifenden Fähigkeiten wie z.B. eine allgemeine Veränderungsbereitschaft oder ein Bewusstsein für Umweltschutz.
- Hierbei entstehen keine völlig neuen Berufsbilder, sondern die Kompetenzanforderungen entwickeln sich innerhalb bestehender Beschäftigungsverhältnisse weiter.
- Welche veränderten Qualifikationen mit Blick auf die technologischen Entwicklungen benötigt werden, muss dabei fortlaufend überprüft werden. Erkenntnisse hieraus sollten in die Ausgestaltung eines passgenauen Weiterbildungsangebots fließen.
- Besonders KMU müssen bei dieser Qualifizierung ihrer Belegschaft unterstützt werden.
Infografiken
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Blick in die Praxis
- Die ökologische Transformation der Chemieindustrie erfordert eine fundamentale Umstellung auf klimaneutrale Arbeits- und Produktionsprozesse, etwa mit Blick auf die Elektrifizierung, die Nutzung „grünen“ Wasserstoffs sowie den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft.
- Um die Belegschaften auf die damit verbundenen Qualifikations- und Kompetenzanforderungen vorzubereiten, bedarf es in der Chemieindustrie fortlaufender Weiter- und Fortbildungsinitiativen. Auf Ebene der Sozialpartner (z. B. Qualifizierungsoffensive Chemie) wie auch innerhalb der großen Unternehmen existieren bereits vielfältige Ansätze zur Qualifizierung der Beschäftigten.
- Gegenwärtig bedrohen verschiedene Krisensituationen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Chemieindustrie, besonders die hohen Erdgaspreise stellen die Chemieindustrie vor erhebliche Herausforderungen
