Wie sieht die Lohnentwicklung in Deutschland aus? Profitieren alle von einem gleichmäßigen Aufwärtstrend? Um diese Fragen beantworten zu können, analysieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Entwicklung realer Bruttostundenlöhne.
Bruttostundenlöhne umfassen den Lohn oder das Gehalt vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben. Beim Reallohn wird der Einfluss von Inflation oder Deflation auf das vereinbarte Arbeitsentgelt berücksichtigt. Steigen die Reallöhne, heißt das, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sich von ihrem Gehalt mehr leisten. Bei sinkenden Reallöhnen ist es umgekehrt.
Die durchschnittlichen realen Bruttostundenlöhne (Reallöhne) in Deutschland sind über die letzten 30 Jahre gestiegen. Allerdings verlief diese Entwicklung nicht gleichmäßig: Zwischen 1990 und 1999 stiegen die preisbereinigten Bruttolöhne pro Jahr durchschnittlich um 1 Prozent, zwischen 2000 und 2009 lediglich um 0,1 Prozent und von 2010 bis 2019 um beachtliche 1,6 Prozent.
Der Grund für den zeitweise schwachen Anstieg: Zwischen 2004 und 2007 sanken die durchschnittlichen Reallöhne von Beschäftigten jedes Jahr. Seit 2011 steigen die realen Bruttostundenlöhne aufgrund der guten Konjunkturentwicklung in Deutschland. Allerdings profitierten nicht alle Beschäftigten in gleichem Maße von diesem positiven Trend.
Bruttostundenlöhne entwickeln sich je nach Lohngruppe unterschiedlich. Das belegen die Zahlen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer repräsentativen Wiederholungsbefragung, in der jährlich eine Gruppe von etwa 30.000 Privatpersonen befragt wird.
Zur genaueren Analyse der Lohnentwicklung unterteilen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Befragten des SOEP in zehn gleich große Lohngruppen (Dezile). Das erste Dezil repräsentiert die zehn Prozent der Befragten, mit dem geringsten Bruttostundenlohn. Die am besten verdienenden Menschen werden im 10. Dezil zusammengefasst.
Wertet man die Zahlen des SOEP seit 1995 aus, zeigen sich folgende Ergebnisse: