Das Thema Quereinstieg wird für die Pflege immer wichtiger. Welche Gruppen sind für Sie besonders wichtig und welche neuen Wege gehen Sie?
Gunda Dittmer: Heute wird in den meisten Krankenhäusern versucht, Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, die Familie und Beruf vereinbaren. Dies war vor 10 bis 15 Jahren noch deutlich anders und die Modelle waren eher starr. Beispielsweise haben viele Frauen in der Vergangenheit eine pflegerische Ausbildung oftmals nicht beendet oder nicht (lange) im Beruf gearbeitet, da sie für die Kindererziehung zuständig waren. Sie sind dann anschließend entweder in ganz andere Bereiche gewechselt, in denen nicht im Schichtdienst oder am Wochenende gearbeitet wurde, oder haben sich auf die Familienarbeit konzentriert. Heute werden diverse Modelle angeboten, um jenen Pflegekräften eine Perspektive bzw. Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten, die nur zu bestimmten Zeiten arbeiten können. Hier haben sich die Krankenhäuser glücklicher- und notwendigerweise den Anforderungen der potenziell Beschäftigten angepasst.
In seinem aktuellen Arbeitswelt-Bericht 2021 betont der Rat, dass die individuellen Bedürfnisse potenzieller Zielgruppen zukünftig noch stärker in den Fokus zu rücken sind, um dringend benötige Fachkräfte, z.B. für die berufliche Pflege, zu gewinnen. Es besteht ein unterschiedlicher Bedarf an Informationen und Begleitung beim Berufseinstieg.
Inzwischen sind es vor allem Frauen, die als wiederkehrende Quereinsteigerinnen außerordentlich wertvoll für die Pflege sind. Hier sind dann allerdings begleitende Maßnahmen notwendig, da die Krankenhäuser fachlich und organisatorisch nicht mehr mit den Häusern vor 15 oder 20 Jahren vergleichbar sind. Vor diesen veränderten Rahmenbedingungen haben in der Regel auch die wiederkehrenden Bewerberinnen und Bewerber großen Respekt. Für diejenigen, die ihre Ausbildung ursprünglich nicht abgeschlossen haben, bieten wir diese entweder erneut oder jetzt seit Kurzem auch die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegehilfe an. Das hängt jedoch stark von der persönlichen Situation ab.
Eine andere wichtige Gruppe sind diejenigen, die in ihren bisherigen Tätigkeitsfeldern nicht mehr zufrieden sind oder keine Perspektive haben. Sie kommen entweder über den Weg der Sinnhaftigkeit oder Sicherheit des Arbeitsplatzes, aber auch über die Freude an der Arbeit mit Menschen zu uns.
Wie schaffen Sie es, Quereinsteigerinnen und -einsteiger anzuziehen?
Dittmer: Durch Themen wie Sinn der Arbeit, Flexibilität und Entwicklungsmöglichkeiten wollen wir attraktiv für Quereinsteigerinnen und -einsteiger sein. Wir starten extern gerade erneut eine Initiative für Berufsrückkehrerinnen mit dem entsprechenden Marketing und Info-Veranstaltungen. Außerdem haben wir beispielsweise intern vier Frauen aus Servicebereichen für die Gesundheits- und Krankenpflegehilfe-Ausbildung gewonnen. Die Ausbildung ist neu bei uns und wir haben dafür besonders im Patientenservice und Transportdienst geworben. Die Mitarbeitenden erhalten einen gesonderten Zuschuss zur Ausbildungsvergütung.
Gunda Dittmer ist Leiterin des Personalmanagements im Klinikum Itzehoe. In dieser Funktion ist sie unter anderem zuständig für die Personalbetreuung bzw. -entwicklung und die Personal-Akquise.
Gibt es bestimmte berufliche Vorerfahrungen, die bei einem Wechsel besonders nützlich sind?
Dittmer: Hilfreich sind auf jeden Fall Erfahrungen in der Familienarbeit mit den erworbenen sozialen, persönlichen und organisatorischen Kompetenzen. Technikaffine Menschen können beispielsweise einen guten Zugang zur Ausbildung als Operationstechnische oder Anästhesietechnische Assistenz haben oder als Medizinische Fachangestellte. Auch diese Berufsgruppen spielen zunehmend eine große Rolle für uns.